• Wie lange ist deine Todo-Liste heute? Wirst du mit Allem rechtzeitig fertig?
  • Wie stehst du dazu, in einer Institution zu arbeiten, in der immer wieder sexueller Missbrauch und Machtmissbrauch aufgedeckt werden?
  • Und warum gibt es eigentlich so viele Konflikte in der Kirche?
  • Hast du dich schon für den Synodalen Prozess engagiert? Der Papst will uns hören!
  • Bald kannst du durchatmen, denn uns steht die besinnliche Zeit des Advents bevor? Besinnlich?

Fragen, die uns kirchliche Mitarbeitende immer wieder begleiten. Ich hätte übrigens noch Einige davon auf Lager.

Zerrissen zwischen Terminen und Sitzungen rennen wir immer wieder fleissig im Hamsterrad – so kommt es mir oft vor. Und während des Rennens sollten wir auch noch mit Fragen zu Missbrauch, Zölibat und der Rolle der Frau in der Kirche jonglieren. Jonglieren oder manchmal uns auch rechtfertigen, wie man in so einem Betrieb heutzutage eigentlich noch arbeiten kann.

«Wann essen die Jüngerinnen und Jünger?», unter diesem Titel stand die Herbsttagung der Pastoralkonferenz. Während meine Todo-Liste einen Tag lang keine Beachtung fand, liess ich mich auf das Tagungsthema ein, «der eigenen Seele Sorge zu tragen». Meinem Hamsterrad verpasste ich eine Vollbremsung. Innerlich sah ich daneben schon einen Liegestuhl stehen. Vielleicht könnte ich mich ja heute mal kurz hinein legen?

Auf den ersten Programmpunkt freute ich mich besonders, ein Referat von Pierre Stutz zum Thema Mystik. Mit einem Feuerwerk an bewegenden Zitaten, Thesen und einer Welle von Authentizität wurde ich reich beschenkt. Aber in den Liegestuhl legte ich mich noch lange nicht. «Es existiert keine Mystik ohne Kritik an der Kirche», hiess es da. Es gehe dabei jedoch darum, nicht in ein Jammern zu verfallen, bei dem man in die eigene Opferrolle verfällt und nichts ändern will. Vielmehr gehe es um ein Klagen, bei dem man das eigene Leben in die Hand nimmt. Schnell merkte ich, dass das Referat zum Thema Mystik andere Züge annahm, als ich anfangs erwartete. Meinen inneren Liegestuhl klappte ich vorerst mal wieder zusammen. Neben verschiedenen Grundhaltungen forderte uns Pierre Stutz schliesslich zur «Kämpferischen Gelassenheit» auf. Kämpferische Gelassenheit? Eine wunderbare Kombination zweier Wörter, finde ich, die auf den ersten Blick schwer vereinbar wirkt.

Kämpferische Gelassenheit – eine innere Haltung, bei der mir schnell Franz von Assisi, Apostel Paulus, Mahatma Gandhi, Maximilian Kolbe, Mutter Teresa und viele andere Vorbilder in den Sinn kommen. Sehr sympathisch.

Kämpferische Gelassenheit – eine innere Haltung, die ich mir noch bewusster aneignen will. Es riecht nach einer Haltung, in der die Fragen zu Beginn unter einen Hut zu bekommen sind. Eine Haltung, in der das Hamsterrad eventuell sogar entsorgt werden könnte?

Kämpferische Gelassenheit – vielleicht auch was für dich?