Endlich: Es wird Frühling, die Tage werden länger, die Temperaturen steigen, die Sonne wärmt wieder richtig. Die Pflanzen treiben aus. In der Morgendämmerung beginnt das Vogelkonzert. Wow, wie das gut tut! Die Natur erwacht, und ich spüre, wie auch in mir manche Lebensgeister erwachen.

Meine Frühlingseuphorie hat vor zwei Wochen einen Dämpfer erhalten. Da hat die römische Glaubenskongregation verlautbart, dass es der katholischen Kirche verboten sei, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. Einmal mehr eine kirchliche Verlautbarung aus dem «tiefsten Winter», aus der Eiszeit einer lust- und lebensfeindlichen katholischen Sexualmoral, die darüber hinaus ein geradezu kleingeistiges Gottesbild vertritt.

Doch das Schreiben der Glaubenskongregation hat viel Widerspruch geweckt. In diesem offenen Widerspruch, von breiten Kreisen und aus der Mitte unserer Kirche, geschieht für mich tatsächlich ein Frühlingserwachen. Es ist ein ermutigendes Lebenszeichen, wenn jetzt auch Bischöfe hinstehen und die Verlautbarung zurückweisen. So wie es etwa Bischof Felix tut:

«Die Mitteilung der Glaubenskongregation, wonach es nicht möglich ist, homosexuelle Partnerschaften kirchlich zu segnen, hat manche tief verletzt. Ich bin mir bewusst, dass sich schwule und lesbische Menschen durch diese Stellungnahme erneut diskriminiert und ausgegrenzt erfahren. Das tut mir leid, und ich hoffe, dass sie in der konkreten Pastoral in unserem Bistum Annahme und Wertschätzung erfahren. Denn vom Segen Gottes ist niemand ausgeschlossen.»

Was wäre das für ein kleinlicher und kleingeistiger Gott, der unterscheiden würde, welche Liebe gesegnet werden darf und welche nicht? Die Kirche hätte doch weiss Gott eine lebensfreundliche und befreiende Botschaft zu verkünden und zu leben. Siehe zum Beispiel im 1. Johannesbrief (1. Joh, 4,7): «Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.»