Seit einiger Zeit erlebe ich viel intensiver, wie die Menschen um mich herum mit vielen Dingen zu kämpfen haben und dies auch immer wieder nicht gerade dezent berichten, ja es schon fast in ein Jammern übergeht. Ich meine eher die Sorte Sorgen wie: Katastrophe! Die Kaffeemaschine läuft wieder mal nicht, der Tag ist am A*! Oder: «Mensch, der doofe Bäcker um die Ecke hatte früher geschlossen!» Ok, ich muss zugeben, das Ausmass der Tragödie eines morgendlichen Kaffeeverzichtes wage ich nicht zu beurteilen, da ich keine Kaffeetrinkerin bin und ganz gut ohne klarkomme. Ich selbst habe zwar schon einige «beinah Transformationen zum Gremling miterlebt bei meinen Kolleg*Innen, was ich aber bisher oft nur mit einem augenrollenden Lächeln quittiert habe.

Dazu kommt mir gleich ein Input in den Sinn, welchen wir einmal an der Schule hatten als wir noch vor Ort Unterricht hatten. Dies einerseits wegen dem oben Beschriebenen, aber auch weil ich jetzt beim Überlegen immer wieder einen Blick aus dem Fenster nach Aussen werfe und auf weisse Schneeflocken und Hausdächer blicke…naja, um jetzt diesen Zusammenhang zu verstehen muss man weiterlesen.

Also zurück zu meiner Erinnerung.

Eine Dozentin kündigte spontan einen «Test» an und legte jeder und jedem von der Klasse ein Blatt hin.

Zu unserem Erstaunen waren auf dem Aufgabenblatt keinerlei Fragen notiert, es war lediglich ein schwarzer Punkt auf der Mitte des Blattes zu sehen. Sie erklärte, dass alle das aufschreiben sollten, was sie auf dem ausgeteilten Blatt Papier sehen würden.

Wir waren alle etwas irritiert, doch die Dozentin schmunzelte nur und liess uns dann eine Stunde lang schreiben.

Zum Ende der Lektion sammelte sie den Test wieder ein. Alle von der Klasse hatten ausnahmslos den schwarzen Punkt beschrieben – seinen Durchmesser, Radius und den Flächeninhalt berechnet, die Position in der Mitte des Blattes bestimmt, sein Größenverhältnis zum Papier ermittelt, die Farbe in hell – oder dunkelschwarz eingeteilt usw. …

Daraufhin sagte die Dozentin lächeln zu uns: «Ich wollte euch einfach nur eine Aufgabe zum Nachdenken geben. Niemand von euch hat etwas über den großen, weißen Teil auf dem Blatt Papier vermerkt. Alle haben sich offensichtlich auf den schwarzen Punkt konzentriert.

Genau das Gleiche geschieht oft in unserem Leben! Wir haben ein weißes Blatt Papier erhalten, um es zu nutzen und zu genießen. Und dennoch konzentrieren wir uns immer wieder auf die dunklen Flecken. Das Leben ist ein wunderbares Geschenk! Es gibt genau genommen immer einen Grund zum Lachen, Feiern und zum Freuen…wenn man mal so ganz genau wieder darüber nachdenkt, oder nicht?

Aber wir konzentrieren uns oft nur auf die dunklen Flecken, wie z. B.: schlechte Noten, komplizierte Beziehungen, gesundheitliche Probleme, Geldmangel, Sorgen, Ängste und Enttäuschungen, die uns sehr beschäftigen und auch oft unsere Lebensfreude trüben! So wie auch die doofe Kaffeemaschine.
Man soll jammern dürfen, man soll auch mal fluchen, mal weinen, man darf auch einfach alles einmal sch* finden, das tut gut, immer wieder. Aber es kann einem auch gut tun, mal zu schauen, ob man da neben diesem dunklen Flecken nicht auch noch was anders sehen und vielleicht sogar spüren kann.

Das wünsche ich euch allen für das kommende Jahr!