Eine tierische, symbolische Fabelgeschichte zum Thema:
Wie verschiedene persönliche Ressourcen immer wieder eine Situation bereichern können.

Seit einem halben Jahr arbeite ich mit drei Mitstudierenden an einer Projektarbeit. Nebst vielen Herausforderungen besteht die eine auch darin, unsere eigenen persönlichen Fähigkeiten, Haltungen und Wesensarten welche sehr unterschiedlich sind zum Teil, zusammenzubringen, gemeinsame Konsense und Entscheidungen zu treffen für eine Sache. Diese Herausforderungen kennen viele von euch denke ich.

Nun dann, komm ich zu meiner Fabelgeschichte:
Wieder einmal weinte der Elefant bittere Tränen. “Warum weinst du?“ fragte plötzlich eine wispernde Stimme irgendwo von unten. Erstaunt sah der Elefant sich um, bis er eine Maus entdeckte. “Ach“, sagte er betrübt, “ich habe so riesige Ohren und sie können gar nicht besser hören, als so kleine Öhrchen, wie deine. Meine Riesenohren sind so unnütz und einfach überflüssig. Schau dir deine Ohren an, sie sind  sooo süß, so leicht, so rosa und so entzückend winzig . “Oh“, sagte die kleine Maus, “ ich  habe mir eigentlich immer so große und mächtige  Ohren gewünscht, wie du sie hast, damit man mich im Gras besser sehen kann. Dann staunen alle über mich. Ich brauchte damit gar nicht besser zu hören als jetzt. Aber ich hätte so gerne so große Ohren wie du. Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass du deinen tollen Riesenohren gar nicht magst.“ Trübsinnig hingen beide ihren Gedanken nach, sie begannen zu weinen und jammerten immer lauter und lauter.

Plötzlich schrie die Maus auf. Sie hatte gehört wie eine  Löwin heran schlich. Fast lautlos war sie neben die beiden Tiere geglitten. Zu Tode erschrocken flüchtete sich die kleine Maus auf den Elefanten  und schwupps, hinein in ein Elefantenohr. Der Elefant  stellte seine Ohren weit auf und drohte der Löwin damit. Er wirkte riesengroß. Die Löwin fand ihn plötzlich zu groß, beschloss sich nicht weiter um die beiden zu kümmern und kehrte hungrig  zu ihrem Rudel zurück.

Da atmete das Mäuschen doch auf, denn hätte es die Elefantenriesenohren besessen, dann hätte die Löwin sie schon von weitem gesehen und die Maus hätte sich wohl nicht so schnell in Sicherheit bringen können. Der Elefant atmete auf und fand nun, dass seine Ohren zwar nicht besser hören können, als kleine  Mauseohren, aber sie taugten besser um bedrohliche Löwinnen zu vertreiben. Und ich atme auf, weil die beiden mit ihrem Gejammer und Geschrei erst die Löwin angelockt hatten, sich dann aber in der Gefahr richtig verhalten hatten.

Jedenfalls ist ihnen beiden klar geworden, dass Elefantenohren für Elefanten besser sind und Mauseohren für Mäuse, auch wenn man manchmal denkt, es müsste anders sein, und das Gegenüber sollte «die gleichen Ohren» haben wie man selbst hat.  Oft wird das dann erst klar, wenn eine Löwin vorbeikommt, an die man bei solchem Gejammer manchmal nicht denkt.

Es kann einen immer wieder ganz schön Energie und Nerven kosten, aber immer wieder erlebe ich gleichzeitig, dass genau diese Diversität und unterschiedlichen Haltungen, Arbeitsweisen und Persönlichkeiten eine Zusammenarbeit, wie auch die eigenen Persönlichkeit, sehr bereichern können, solange Wertschätzung und Offenheit dabei sind, sonst wird’s schwierig und ein eisernes Seilziehen am Ende, sehr mühsam. Manchmal braucht es kleine, manchmal aber auch grosse Ohren bei der Arbeit und im Leben….und dazwischen gibt es dann auch noch Igelohren, Eselsohren, und die restlichen …..Ohren könnt ich euch noch weiterspinnen wenn ihr noch nicht genug habt;)